Einige Banken bieten Festgeld mit Nachrangabrede an. Üblicherweise handelt es sich dabei um hochverzinste Angebote. Und wenn Du Dich fragst, was sich hinter der schönen bürokratischen Umschreibung verbirgt, dann solltest Du unbedingt weiterlesen. Denn was auf den ersten Blick gut aussieht, entpuppt sich bei tieferem Nachbohren als beachtenswertes Risiko.
Es locken attraktive Zinsen
Festgeld mit 5,5 % Zinsen bei einer Laufzeit von 10 Jahren oder sage und schreibe 6 % festen Zinsen bei einer Laufzeit von 20 Jahren. Dieses Angebot der Bausparkasse Mainz BKM (Stand: Dezember 2023) ist nur eines von etlichen Festgeldangeboten, die mit attraktiven Zinsen locken, die deutlich über den aktuell üblichen Zinssätzen liegen. Da üblicherweise bei Laufzeiten von 2 bis 5 Jahren die Zinssätze am höchsten sind, darfst Du Dir ruhig die Augen reiben. Wie kommt so ein Angebot zustande? Nun, es handelt sich um ein Festgeld mit Nachrangabrede. Und die BKM weist transparenterweise (das gilt übrigens nicht für jeden Anbieter) direkt auf Ihrer Angebotsseite darauf hin, dass die Einlagensicherung hier nicht gilt. Was bedeutet das?
Kurzer Einschub: Gesetzlicher Schutz durch Einlagensicherung
In Deutschland gibt es das Einlagensicherungsgesetz (EinSiG). Darin wird geregelt, dass alle Einlagen bis zu einer Höhe von 100.000 Euro pro Anleger gesetzlich geschützt sind. Zu den relevanten Einlagen gehören beispielsweise Sparbücher, Sparbriefe, Festgeld oder Tagesgeld, aber keine Aktien oder Fonds. Wenn Deine Bank in Zahlungsschwierigkeiten gerät oder Insolvenz anmeldet, dann erhältst Du Dein Geld zurück. Seit 2015 ist das EinSiG in Kraft und wenn die BaFin, die Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungen, einen Entschädigungsfall feststellt, dann hast Du innerhalb von sieben Werktagen Anspruch auf Erstattung Deines Geldes.
Warum gilt bei Festgeld mit Nachrangabrede die Einlagensicherung nicht mehr?
Die Nachrangabrede ist – wenn man den bürokratischen Begriff etwas aufdröselt – eine Verabredung zur nachrangigen Behandlung Deiner Ersatzansprüche. Mit einer Nachrangabrede wird vereinbart, dass Du als Sparer im Falle der Insolvenz Deiner Bank erst dann bedient wirst, wenn die Ansprüche vorrangiger Gläubiger bereits erfüllt wurden. Anders gesagt: Du musst Dich ziemlich weit hinten in der Schlange anstellen und bei Insolvenz darauf hoffen, dass Du noch ein paar Krümel aus der Insolvenzmasse abbekommst. Dies gilt übrigens auch, wenn Deine Bank eine Sparkasse oder eine Volks- und Raiffeisenbank ist, bei denen für normale Spareinlagen die sogenannte Institutssicherung greift. Die Festgelder mit Nachrangabrede gelten ebenso wie andere Spareinlagen mit diesem Zusatz bankaufsichtsrechtlich als sogenannte Eigenmittel (Ergänzungskapital) und fallen laut einer Einschätzung der EU-Kommission 2013/C 216/01 vom 30. Juli 2013 („Bankenmitteilung“) nicht unter den Schirm der Institutssicherung.
Ist Festgeld mit Nachrangabrede unseriös?
Im Prinzip nein. Wenn das Kreditinstitut darauf hinweist, was die Nachrangabrede beim Abschluss eines Festgeldvertrags bedeutet, dann ist das eine transparente Vorgehensweise. Der Punkt ist schließlich, dass Du Dein Geld ja auch in Aktien anlegen könntest. Auch dort gibt es ein Verlustrisiko. Wenn Dir das Risiko erklärt wird und Du trotzdem bereit bist, es einzugehen, dann ist alles in Ordnung. Der Lohn für das Risiko sind ja schließlich höhere Zinsen.
Wie hoch ist das Risiko bei Festgeld mit Nachrangabrede?
Das ist schwer zu sagen und hängt sicherlich auch vom Einzelfall ab. Dadurch, dass die Zinsen für Festgelder mit Nachrangabrede erst mit sehr langen Laufzeiten hoch werden, steigt das Risiko einer Insolvenz selbstverständlich allein durch den Zeitfaktor an. Bedenke, dass Du während der Laufzeit nicht auf das Geld zugreifen kannst. Und 10 oder gar 20 Jahre sind eine lange Zeit, in der auch heute gesunde Banken ins Schlingern geraten können. Und niemand wird es wagen, für einen solch langen Zeitraum individuelle Prognosen für einzelne Banken abzugeben. Die Finanzkrise von 2008 hat gezeigt, dass ein unheilvoller Sog sehr schnell viele Banken erfassen kann. Andererseits gelten einige Banken als systemrelevant, sodass Du bei namhaften Kreditinstituten unter Umständen auf staatliche Hilfen spekulieren kannst. Aber auch solche Unterstützung wird Dir niemand im Vorfeld zusichern.
Festgeld mit Nachrangabrede: Nur etwas für risikoaffine Sparer
Ein gutes Maß an Risikofreude solltest Du schon mitbringen, wenn Du auf ein Festgeldangebot mit Nachrangabrede eingehen möchtest. Die langen Laufzeiten, die in solchen Fällen üblich sind, erhöhen das Insolvenzrisiko und damit das Risiko des Totalverlusts erheblich. Solche Risiken gibt es jedoch bei anderen Anlageformen auch, bei denen die Einlagensicherung nicht greift. Aber in Zeiten hoher Zinsen gibt es schließlich genügend Festgeldangebote, die auch mit Einlagensicherung attraktiv sind.