Festgeldzinsen in der Schweiz: Lohnenswert oder nicht?

Die Schweiz ist nicht Mitglied der EU, deshalb sind rund um Festgeldzinsen aus Geldanlagen in diesem Land ein paar wichtige Punkte zu beachten. Die Schweiz galt lange als Finanzparadies für ausländische Geldanleger, aber die Zeiten und Gesetze nach dem Bekanntwerden großflächiger Steuerhinterziehungen sind rauer geworden. Deshalb schauen wir uns in diesem Beitrag an, ob sich das Thema Festgeldzinsen in der Schweiz für Dich lohnen könnte oder nicht.

Welche Risiken gibt es bei Festgeldanlagen in der Schweiz?

Wenn Du Festgeld anlegst, dann stellst Du Dich gern auf die sichere Seite. Neben möglichst attraktiven Festgeldzinsen möchtest Du kein Verlustrisiko eingehen. Dafür gibt es in Deutschland und der EU die gesetzliche Einlagensicherung, die bis 100.000 Euro greift. Dasselbe gilt in der Schweiz, nur dass die Summe hier auf 100.000 Schweizer Franken (CHF) begrenzt ist.

Was ist mit dem Wechselkurs?

Das führt zum zweiten Risikopunkt. Die Festgeldanlage erfolgt üblicherweise in einer Fremdwährung, das heißt, es gibt immer ein Wechselkursrisiko. Nur wenige Banken akzeptieren auch Euro. Schauen wir uns die Wechselkurse der vergangenen 10 Jahre (Stand immer zu Jahresbeginn) einmal an:

Jahr

2015

2016

2017

2018

2019

2020

2021

2022

2023

2024

CHF/EUR

1,20

1,09

1,07

1,17

1,12

1,09

1,08

1,04

0,99

0,93

Du kannst sehen, dass der Trend zu einem immer stärkeren Franken gegenüber dem Euro gegangen ist. Mittlerweile ist der Schweizer Franken sogar etwas mehr wert als der Euro. Das muss in Zukunft nicht so bleiben. Aber ein Rechenbeispiel soll Dir die Auswirkungen verdeutlichen:

Hättest Du 2016 einen Betrag von 10.000 Euro angelegt, dann wären das 10.900 CHF gewesen. Angenommen, Du hättest einen Zinssatz von 2 % bei Anlage mit Zinseszins bekommen, dann wären Dir nach sieben Jahren 12.520 CHF ausbezahlt worden, was nach dem Wechselkurs in 2023 dann 12.647 Euro entsprochen hätte. Deine Gesamtrendite wäre also 26,5 % gewesen. Wenn die Wechselkursentwicklung genau andersherum gelaufen wäre (also von 0,99 zu 1,09), dann hättest Du aus 10.000 Euro nur 10.433 Euro gemacht. Die Gesamtrendite wäre also nur bei 4,3 % gewesen. Die Festgeldzinsen in der Schweiz müssen also immer mit dem Wechselkurs in Kombination betrachtet werden. Wenn der Schweizer Franken über die Laufzeit stärker wird, gut für Dich, wenn er schwächer wird, schlecht für Dich.

Was gibt es steuerlich zu beachten?

Festgeldzinsen in der Schweiz sind Kapitalerträge, die dort versteuert werden müssen. Die Schweiz gehört zwar nicht zur EU, aber es gibt ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland. In Deutschland gilt eine Abgeltungssteuer von 25 % plus Solidaritätszuschlag von 5,5 % und gegebenenfalls die Kirchensteuer. Alles, was in der Schweiz versteuert wird, wird vom deutschen Finanzamt angerechnet. In der Schweiz gilt aktuell eine Verrechnungssteuer von 35 %.

Festgeldzinsen in der Schweiz

Wie wird Geld in der Schweiz angelegt?

Jetzt wird’s etwas knifflig. Die groß angelegten Steuerhinterziehungen der letzten Jahre haben dazu geführt, dass einige Hürden gesetzt wurden.

  • Wenn Du von Deutschland aus ein Bankkonto in der Schweiz eröffnen möchtest, musst Du das Geld im Voraus korrekt versteuern und dies auch nachweisen.
  • Außerdem musst Du Dich in einer Schweizer Bankfiliale persönlich identifizieren, d.h. Du musst vor Ort erscheinen.
  • Die Mindesteinlage darf lediglich überwiesen werden. Aufgrund des Geldwäschegesetzes sind Transaktionen von über 10.000 CHF zu deklarieren und hohe Bargeldeinzahlungen werden nicht akzeptiert.

Welche Nebenbedingungen sind zu erfüllen?

Festgeldangebote in der Schweiz haben besondere Konditionen. Es gibt nur wenige Fälle, wo die Mindesteinlage unter 10.000 CHF liegt. Je größer die Bank, desto höher die Mindestanlagesumme. Bei Großbanken musst Du sogar häufig um die 100.000 CHF anlegen. Neben der Heimwährung werden auch Dollar und manchmal auch Euro akzeptiert.

Welche Festgeldzinsen sind möglich?

  • Eine Bank, die Euro, Franken und Dollar akzeptiert, ist die Migros Bank. Stand Februar 2024 werden hier hauptsächlich kurze Laufzeiten zwischen ein und zwölf Monaten angeboten. Bei einer Mindesteinlage von 100.000 CHF und einer Laufzeit von 6 Monaten gibt es 1,06 % (für CHF), 3,25 % (für €) und 4,69 % (für USD). Bei längeren Laufzeiten sinken die Zinsen etwas, bei kürzeren Laufzeiten steigen sie.
  • Viele Anbieter bieten nur individuell Festgeld an. Du musst die Bank direkt kontaktieren. Anbieter wie Baloise, UBS oder Vaillant fordern Mindesteinlagen von 100.000 CHF und die Festgeldzinsen für die Heimwährung bewegen sich im Bereich von 1 %. Bei der Schweizer Raiffeisen-Gruppe liegen sie um die 1,1 %.
  • Die Sparkasse Hochrhein (Deutschland) bietet ein Festgeld in Schweizer Franken an. Die Mindesteinlage beträgt 10.000 CHF und die besten Festgeldzinsen gibt es für eine Laufzeit von einem Jahr: 0,9 %.

Festgeldzinsen in der Schweiz: Es lohnt nicht

In Anbetracht des Aufwands und der niedrigen Zinsen ist es aktuell wenig attraktiv, in der Schweiz ein Festgeldkonto zu eröffnen. Auch wenn Du weiterhin auf einen starken Schweizer Franken setzen möchtest, ist es sehr schwer, in der Schweiz einen Fuß in die Tür zu bekommen. Nur als wohlhabender Sparer gibt es hier attraktive Möglichkeiten.

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