Ein Festgeldkonto in US-Dollar? Das hört sich aus der Perspektive eines traditionellen deutschen Sparers erst mal ungewöhnlich an. Aber wenn Du über eine Geldanlage nachdenkst, dann solltest Du zunächst mal offen für alles sein. Wir erklären kurz und knapp die Chancen und Risiken eines Festgelds in US-Dollar.
Festgeld in US-Dollar: Wo und wie geht das überhaupt?
Zuallererst ist natürlich die Frage, welche Klimmzüge Du machen musst, um an ein Festgeldkonto in US-Dollar zu kommen. Dafür musst Du nämlich nicht unbedingt nach einer Bank in den USA suchen, sondern Du kannst so ein Konto bei vielen anderen Banken, besonders bei international operierenden Privatbanken einrichten. Das funktioniert sowohl in Deutschland als auch in der EU oder andernorts auf der Welt.
Die Rede ist dann von einem sogenannten Fremdwährungskonto, das als Festgeld-, Spar- oder Girokonto geführt werden kann. Besonders interessant ist es für Firmenkunden, die mit internationalen Geschäftspartnern Zahlungsverkehr haben. Aber auch für Privatkunden kann ein Fremdwährungskonto eine Alternative sein, z.B. bei einer Festgeldanlage in US-Dollar.
Sichere Geldanlage oder Spekulation?
Du kannst mit Aktien oder auch Devisen spekulieren. Das heißt im Prinzip nichts anderes, als dass Du eine Wette auf zukünftige Kurs- und Wertentwicklungen abschließt. Eine Festgeldanlage ist eher nicht spekulativ, weil Du hier über einen festgelegten Zeitraum eine sichere Rendite erhältst. Ein Festgeld in US-Dollar bedeutet nun, dass Du beides miteinander vermischst. Das Verlustrisiko wird minimiert, aber die Gewinnchancen sind auch nicht zu vernachlässigen.
Auf folgende Dinge musst Du ein besonderes Augenmerk haben, wenn Du über ein Festgeld in US-Dollar nachdenkst:
- Zinssatz
- Währungskursentwicklung
- Etwaige Neben- bzw. Zusatzkosten des Fremdwährungskontos
- Einlagensicherung, besonders wenn Du zu einer ausländischen Bank gehst.
Der Euro-Dollar-Wechselkurs
Im Bild siehst Du die Entwicklung des Euro-Dollar-Wechselkurses seit 1999. Schauen wir uns einmal drei Zeiträume etwas genauer an, die jeweils über fünf Jahre gehen. Fünf Jahre sind eine häufig gewählte Laufzeit für eine Festgeldanlage und in dieser Zeit kann der US-Dollar im Vergleich zur heimischen Referenzwährung ganz schöne Kapriolen schlagen.
- 2002 hast Du für einen Euro 0,95 Dollar bekommen, 2007 dagegen 1,37 Dollar. Das entspricht einer Abwertung des Dollars um 42 %.
- 2011 hast Du für einen Euro 1,39 Dollar bekommen, 2016 dagegen 1,11 Dollar. Das entspricht einer Aufwertung des Dollars um 20 %.
- 2015 hast Du für einen Euro 1,11 Dollar bekommen, 2020 dagegen 1,14 Dollar. Das entspricht einer Abwertung des Dollars um gerade einmal 3 %, was bei einer so langen Zeitspanne fast keiner Veränderung entspricht.
Diese Entwicklungen sind willkürlich herausgegriffen und stellen für 5 Jahre sozusagen die möglichen Extreme dar. Aber sie haben so stattgefunden und das heißt, sie können unter Umständen wieder so passieren.
Quelle: Statista
Was bedeuten die Wechselkurse für die Festgeldanlage?
Wenn wir die Wechselkursbeispiele von oben weiter verfeinern und sie mit einer US-Dollar-Festgeldanlage kombinieren, dann ergeben sich unterschiedliche Erträge. In der folgenden Tabelle haben wir vier Fälle zusammengefasst. Grundlage ist eine Anlegesumme von 12.000 Euro, die für 5 Jahre zu einem Zinssatz von 1,5 % p.a. angelegt wurde. Einmal in Euro, dreimal in US-Dollar, jeweils startend in 2002, 2011 und 2015.
in Euro | Start 2002 | Start 2011 | Start 2015 | |
Anlegesumme nach Währungswechsel | 12.000,00 € | $11.400,00 | $15.846,00 | $13.320,00 |
Ertragssumme mit 1,5% Zinsen p.a. (Gesamtrendite 7,73%) |
12.927,41 € | $12.281,04 | $17.070,64 | $14.349,42 |
Auszahlungsbetrag nach Währungswechsel | 12.927,41 € | 8.964,26 € | 15.378,96 € | 12.587,21 € |
Du kannst sehr gut erkennen, dass die Wechselkursschwankungen einen erheblichen Einfluss auf den Ertrag Deiner Festgeldanlage haben können. Im Einzelnen:
- Hättest Du in Euro angelegt, hättest Du einen garantierten Gesamtertrag von 7,73 % erzielt.
- Hättest Du 2002 das Festgeld angelegt, hätte Dir der massiv schwächer gewordene Euro in 2007 einen Verlust von über 3.000 Euro beschert. Trotz der sicheren Festgeldrendite wärst Du mit über 25 % Verlust aus der Nummer rausgegangen.
- Hättest Du die Festgeldanlage 2011 gestartet, hättest Du Dich aufgrund des während der Laufzeit massiv gestiegenen Dollars über etwa 30 % Gesamtertrag in 2016 freuen dürfen.
- Eine Festgeldanlage in 2015 hätte wegen des recht konstanten US-Dollars nur zu einer leichten Schmälerung der Rendite in 2021 geführt. Aber Du hättest trotzdem noch etwas gewonnen.
Bitte beachte: Dies ist nur eine Beispielrechnung um die Währungschancen bzw. -risiken zu verdeutlichen. Die zu den angegebenen Startzeitpunkten erzielbaren Zinssätze für Festgeldanlagen waren unterschiedlich.
Festgeld in US-Dollar: Chance und Risiko
Die Währungsentwicklung der letzten zwanzig Jahre ist recht eindeutig. Wenn Du Festgeld in US-Dollar anlegst, ist die Wechselkursentwicklung über die Laufzeit der bestimmende Faktor für Deine Rendite. Sofern Du keinen sehr hohen Zinssatz erzielen kannst, kannst Du auch gleich mit Devisen spekulieren. Chancen und Risiken der Währungsentwicklung lassen sich schwer vorhersehen.