Nachdem die Niedrigzinsphase der Jahre 2015 bis 2021 Geschichte zu sein scheint, gibt es auf einmal wieder viele attraktive zinstragende Angebote für Anleger und Sparer, darunter auch Festgeld und / oder Anleihen. Beide bieten feste Zinsen über eine festgelegte Laufzeit, aber was ist eigentlich genau der Unterschied zwischen Festgeld und Anleihen? In diesem Beitrag liefern wir Dir Antworten.
Festgeld
Bei einer Festgeldeinlage stellst Du Deiner Bank Geld zur Verfügung. Festgeldanlagen sind sichere Geldanlagen, die sich in aller Kürze so zusammenfassen lassen:
- Der Zinssatz ist fix und schwankt nicht über die Laufzeit.
- Die Laufzeit ist ebenfalls festgelegt und kann von wenigen Monaten bis zu 10 Jahren reichen.
- Du hast während der Laufzeit kein Zugriff auf das Geld.
- Festgeld ist über die gesetzliche Einlagensicherung geschützt.
Anleihen
Bei Anleihen wird zwischen Staatsanleihen und Unternehmensanleihen unterschieden. Sie werden auch Rentenpapier, Obligation oder Schuldverschreibung genannt und funktionieren im Prinzip immer gleich. Faktisch leihen sich Staat oder Unternehmen (die sogenannten Emittenten) Geld am Kapitalmarkt, zu dem Du in diesem Fall auch Du gehörst. Die Anleger werden in diesem Fall auch Zeichner genannt.
Folgende Merkmale gelten für Anleihen:
- Der Zinssatz ist fix und schwankt nicht über die Laufzeit.
- Die Laufzeit ist ebenfalls festgelegt und reicht über mehrere Jahre.
- Anleihen sind nicht über die gesetzliche Einlagensicherung geschützt.
- Üblicherweise gibt es eine jährliche Verzinsung, und der Nennwert wird am Ende der Laufzeit ausbezahlt. Es gibt aber auch Tilgungsanleihen, die während der Laufzeit schon in Raten zurückgezahlt werden, wie bei Bankkrediten.
- Anleihen werden auch gehandelt (meist an der Börse). Das heißt, Du kannst Deine Anleihen vor Ablauf der Laufzeit verkaufen, um vorzeitig an Dein Geld zu kommen.
- Der vorzeitige Verkauf von Anleihen an der Börse erfolgt nicht zum Nennwert, sondern zu tagesaktuellen Kursen.
Die Sicherheit von Anleihen und Festgeld
Festgeldeinlagen sind bis zu 100.000 Euro über die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Bei Banken, die in freiwilligen Einlagensicherungsfonds Mitglied sind, liegt die Garantiesumme sogar noch höher. Du bekommst Dein Geld also zurück, falls die Bank pleitegeht. Dieses Sicherungsnetz gibt es bei Anleihen nicht.
Wenn Du Anleihen zeichnest, dann spielt immer das Risiko mit, dass der Emittent pleitegeht und Du in die Röhre schaust. Um das Risiko einschätzen zu können, gibt es Ratings, die die Kreditwürdigkeit der Emittenten beurteilen. Die beste Bonitätsrate ist Triple A, die schlechteste D. Bei den Staatsanleihen gehören diejenigen der Bundesrepublik Deutschland zu den sichersten Häfen.
Kursbewegungen bei Anleihen, Stabilität beim Festgeld
Beim Festgeld ist alles fix. Ein Vertrag läuft auf Deinen Namen und ist üblicherweise nicht kündbar. Ist der Vertrag einmal abgeschlossen, hast Du Planungssicherheit. Die Möglichkeit, mit Anleihen zu handeln, bringt bei diesen jedoch eine Wertflexibilität ins Spiel. Du kannst folgende Szenarien unterscheiden:
- Wenn Du eine Anleihe gezeichnet hast und diese bis zum Laufzeitende hältst, dann besteht eigentlich kein Unterschied zum Festgeld – bis auf das Bonitätsrisiko.
- Wenn der Emittent Deiner Anleihe plötzlich Anleihen mit einem höheren Zinssatz anbietet, dann fällt der Kurs Deiner Anleihe, weil die neue Anleihe auf einmal attraktiver wird. Viele Anleger versuchen umzuschichten, um die besseren Zinsen mitzunehmen. Dafür bekommen sie aber nicht mehr den Nennwert der Anleihe. Ein Kursverfall kann auch eintreten, wenn das Bonitäts-Rating des Emittenten schlechter wird.
- Auf der anderen Seite kann es aber auch zu Kursgewinnen kommen, wenn das Rating steigt oder Anleihen mit niedrigeren Zinsen ausgegeben werden. Diese Kursgewinne kannst Du als zusätzlichen Bonus mitnehmen, wenn Du vorzeitig verkaufst.
Renditen bei Festgeld und Anleihen
Je länger die Laufzeit, desto geringer die Verzinsung. Das ist eine Daumenregel bei Anleihen, die jedoch nicht immer gelten muss. Im Schnitt sind die Verzinsungen bei Anleihen etwas höher als beim Festgeld, weil hier der Risiko-Aspekt des Ausfalls bei Insolvenz mitberücksichtigt werden muss. Es ist wie so häufig nicht genau zu beantworten, welche Anlageform die bessere ist. Je risikofreudiger Du bist, desto eher wirst Du Anleihen zuneigen.
Aber auch bei diesen gibt es Risikoabstufungen. Je besser die Bonität, desto niedriger die Zinssätze. Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei. Der große Unterschied liegt eher in der Marktbeobachtung. Beim Festgeld schließt Du den Vertrag ab und dann brauchst Du Dich nicht mehr drum zu kümmern. Bei Anleihen solltest Du regelmäßig ein Auge auf die Kursentwicklung werfen, um etwaigen Handlungsbedarf zu identifizieren.
Vorteile und Nachteile von Anleihen und Festgeld
In aller Kürze lassen sich Vor- und Nachteile von Anleihen und Festgeld wie folgt zusammenfassen:
- Festgeld ist geeignet für mittel- und langfristige Geldanlagen.
- Festgeld ist sicherer.
- Anleihen bieten höhere Renditechancen, aber auch Verlustrisiko.
- Anleihen verlangen mehr Aufmerksamkeit und Marktbeobachtung.
Wofür auch immer Du Dich entscheidest, wichtig ist, dass Du zunächst Dein eigenes Risikoprofil bestimmst. Danach solltest Du immer mehrere Angebote am Markt vergleichen und die für Dich passende Geldanlage auswählen.